Inhouse-Veranstaltung: „Trink- und Grundwasserbiologie für die Praxis“

In allen Trinkwassergewinnungs- und Versorgungsanlagen leben wirbellose Tiere, sog. Invertebraten. Sie liefern wichtige Informationen über die Situation der Rohwässer und die Verhältnisse in der Aufbereitung und den Verteilnetzen. Das DVGW-Arbeitsblatt W 271 („Invertebraten in Wasserversorgungsanlagen; Vorkommen und Empfehlungen zum Umgang“) betrachtet die Trinkwasserversorgung „von den Gewinnungsgebieten bis zu den Hausanschlüssen“ und gibt Hinweise zum Management der Invertebraten und zur biologischen Bewertung. Für ein zeitgemäßes Qualitätsmanagement gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 271 ist es wichtig, die grundsätzlichen hydrologischen und hydrogeologischen Verhältnisse der Gewinnungsgebiete, der Förderbrunnen und Quellen zu kennen. Genaue Kenntnisse über den hydrologischen Austausch des geförderten Rohwassers mit der Oberfläche sind für die Trinkwasserversorgung von hoher Bedeutung, da über den Eintrag von Oberflächenwasser das Risiko von Trübungen, Schadstoffeinträgen und Verkeimungen steigt. Das gilt gleichermaßen für die Rohwässer im Einzugsgebiet wie auch für den baulichen Zustand der Gewinnungsanlagen. In der Aufbereitung und den Verteilnetzen geben die Tiere Hinweise auf die Situation in den Anlagen und dienen auf diese Weise als Indikatoren für gezielte Maßnahmen, wie die Kalibrierung von und die Erstellung von Spülplänen.

Das Seminar stellt, ausgehend vom DVGW-Arbeitsblatt W 271, die praxisrelevanten Aspekte der Grund- und Trinkwasserbiologie in sechs Präsentationen vor.

Grund- und Trinkwasserbiologie für die Praxis – Programm

1.) Der Grundwasserzoo – Lebende Tiere aus Grund- und Trinkwasser

2.) Grundlagen der Grund- und Trinkwasserbiologie

3.) Oberflächenwassereintrag: Bewertung von Brunnen und Quellen

4.) StygoTracing: Bewertung hydrologischer Wechselwirkungen oder „Woher stammt mein Wasser?“

5.) Netzhygiene: Invertebraten als Indikatoren bei der Erstellung von Spülplänen

6.) Das DVGW-Arbeitsblatt W271 – Invertebraten in Wasserversorgungsanlagen

– Die Inhalte der Veranstaltung passen wir gerne Ihren speziellen Fragestellungen an –

Dauer: 2,5 – 3 Std

Kosten: 499,– € (incl. USt.), zzgl. Reisekosten

Termine: auf Anfrage

Falls Sie noch Fragen oder Anregungen haben bzw. Sie sich für eine Inhouse-Veranstaltung anmelden möchten, können Sie uns gerne anrufen, faxen oder eine E-Mail zusenden.

Tel.: +49 (0) 6341 / 280-31590

Fax: +49 (0) 6341 / 280-31591

E-Mail: info@groundwaterecology.de

 

Beschreibung der Vorträge

Dieser Vortrag bietet die seltene Gelegenheit lebendige Grundwassertiere aus dem Grundwasserzoo der IGÖ zu beobachten. Die Tiere werden mittels Kamera und Beamer direkt aus der Petrischale auf die Leinwand projiziert. Zusammen mit Erläuterungen zur Ökologie der Tiere und des Lebensraums Grundwasser ist der Grundwasserzoo ein anschaulicher Einstieg in das InHouse-Seminar.

Der Vortrag bietet einen Über- und Einblick in die Grundlagen der Grund- und Trinkwasserbiologie mit ihren möglichen Veränderungen. Im Vordergrund stehen die für die Trinkwasserpraxis relevanten „ökologischen Spielregeln“ und wie diese für die Risikobewertung und die Qualitätssicherung genutzt werden können.

Die Bioindikation im Grundwasser ist ein Werkzeug, um mit Hilfe bestimmter Lebensgemeinschaften Veränderungen von Umweltparametern, wie z. B. den hydrologischen Austausch, zu erkennen und zu bewerten. Die Invertebraten im Grundwasser und Quellen sind auf Nahrung in Form von Detritus und Sauerstoff angewiesen. Beide Faktoren werden vom Oberflächenwassereintrag gesteuert. Somit kann anhand der Besiedlungsstruktur von Invertebraten in Brunnen und Quellen auf die Intensität des Oberflächenwassereintrags im Einzugsgebiet geschlossen werden. Weiterhin können auch bauliche Mängel der Gewinnungsanlagen, wie z. B. undichte Fassungen, mit Hilfe der Fauna sicher erkannt werden.

StygoTracing kann wertvolle und ergänzende Hinweise auf die genaue Herkunft und Fließrichtung des genutzten Grundwasserstroms liefern und damit einen wichtigen Beitrag zur Ausweisung dvon Wasserschutzgebiet, aber auch zur Risikobewertung leisten. Im Vortrag wird erläutert, wie sich die Ergebnisse des StygoTracing-Verfahrens mit den Ergebnissen der hydrogeologischen Berechnungen verbinden lassen, und welche weiteren praktischen Vorteile das Verfahren auch im Trinkwasser-Rohrnetz bietet.

StygoTracing ist ein biologisches Tracerverfahren, das für die Anwendung in den Einzugsgebieten und in den Netzen entwickelt und optimiert wurde. Es handelt sich um eine patentierte, populationsgenetische die ähnlich einem Vaterschaftstest funktioniert. Dazu werden an verschiedenen Stellen Einzugsgebiet Individuen bestimmter Tracerarten gesammelt und dedas Erbgut der Tiere miteinander verglichen.

Die Tiere des Grundwassers verbreiten sich fast ausschließlich über die Fließwege des Wassers. Der Grad der Verwandtschaft zwischen den analysierten Individuen spiegelt deshalb die Stärke des Austauschs zwischen den Populationen an den Fundorten – und damit die hydrologische Wechselwirkungen – wider. Entscheidend für den Anwendungserfolg sind geeignete Tracerarten. Diese müssen im Untersuchungsgebiet weitverbreitet sein, möglichst stetig auftreten und sollten unterschiedliche ökologische Ansprüche haben.

Bisher wurde StygoTracing-EZG in etwa zehn Gewinnungsgebieten erfolgreich erprobt. Dabei erfüllte das Verfahren alle Erwartungen. StygoTracing zeigt auf ganz unterschiedlichen räumlichen Ebenen hochauflösend die Verbindungen und Eintragspfade zwischen verschiedenen Wässern, zwischen Brunnen und Quellen, Oberflächengewässern und Rohwasser, an.

Wirbellose Tiere sind in Trinkwasser-Verteilungssystemen allgegenwärtig. Die Kenntnis der vorkommenden Arten bzw. Tiergruppen und deren Besiedlungsdichten sind für die Beurteilung der Anlagen und die ggf. daraus abzuleitenden Maßnahmen von zentraler Bedeutung. Auf der Grundlage zahlreicher Untersuchungen wird beispielhaft für das Trinkwasser diverser Verteilungssysteme ein Untersuchungskonzept und Bewertungssystem vorgestellt, dass die Einordnung von Daten ermöglicht und Orientierungswerte für den spezifischen Handlungsbedarf aufzeigt.

„Invertebratenmanangement“ ist das Schlüsselwort für das DVGW Arbeitsblatt W 271. Der neue Ansatz liegt darin, die in allen Trinkwasserversorgungssystemen vorkommenden Tiere als Bioindikatoren für den Zustand Anlagen zu nutzen und sie durch angepasste Maßnahmen zu kontrollieren.

Der Vortrag vermittelt einen Überblick über die Anforderungen des W 271 und gibt Hinweise zur konkreten Umsetzung.